Donnerstag, 12. April 2012

Unergründlich

Die Verknüpfung von web.de, gmail.com und googlemail.com ist nicht nur ein bisschen unheimlich, sondern sehr. A real pain in the ass, außerdem. Ich habe diesen Blog gerade aus dem Dornröschenschlag geweckt und Ihr glaubt nicht, welche Umwege ich dafür gehen musste. Jetzt bin ich gespannt, ob ich überhaupt "drin bin".

Mittwoch, 2. Juni 2010

Von Musicus bis Medicus


Es ist einige Zeit seit dem vorigen Eintrag verstrichen, und das hat (außer mit den Pfingsttagen, die ich auf Rügen verbracht habe) damit zu tun, dass meine Arbeit in dieser Zeitspanne vorwiegend aus administrativen Pflichten bestand (Steuererklärung, Behördengänge, ...) und aus Nachrichtenschichten beim NDR. Aber ein paar Details gibt es schon nachzutragen:

Das angekündigte Portrait des 16-jährigen Schlagzeugers Yannik aus Westoverledingen. Ich war dort, habe ihn meisterhaft Drumset und Marimbafon spielen hören, und begegnete einem entspannten Jugendlichen, der zwar fast seine ganze Freizeit in Musik investiert, aber locker, normal und alterstypisch drauf ist. Zusätzlich zu all seinen Schlagzeuger-Aktivitäten plant er Klavier zu lernen, und sobald die Zahnspange draußen ist (in zwei Monaten oder so) kommt auch noch Trompete in Frage. Interessant auch der kleine Einblick ins Familienleben: Beide Eltern Musiklehrer, die kleine Schwester spielt Geige und Klavier, und es scheint ein gutes Einvernehmen zu geben. Hausmusik bei der Familie stell ich mir spannend vor.

Jawohl, auch eine kleine Stadt wie Weener im Rheiderland hat eine eigene, kommunale Bibliothek. Und jawohl, die kann auch einen Preis absahnen: Den Preis der VGH-Stiftung für "kleine" Bibliotheken (d.h. in Einzugsbereichen unter 15000 Einwohnern). Ich bin dort am 25. Mai gewesen, um im Vorfeld der eigentlichen Preis-Übergabe ein Radio-Portrait dieser kleinen Bücherei zu machen, für NDR 1 Niedersachsen, die Sendung "Funkbilder". Fünf Frauen empfingen mich und schilderten, wie sie in großenteils ehrenamtlicher Arbeit insbesondere die Leseförderung in diesem ländlichen Gebiet hochhalten.

Und dann noch ein Gespräch mit einem Arzt, also einem angeblich privilegierten Menschen. Das Image lautet noch immer "Halbgott in Weiß" und Besserverdiener. Aber Assistenzarzt Johannes J. lässt keinen Zweifel daran, dass der gewaltige Arbeitsaufwand und die teils lebens-entscheidende Verantwortung von Nacht- und Notdiensten längst nicht genügend gewürdigt werden.

Wann wird das gesendet? Werde ich oft gefragt. Im letzten Fall, dem Arzt-Interview, habe ich keine Ahnung. Es sollte gestern, am Dienstag, zu hören sein. Aber noch ist nicht einmal das Manuskript durch den Redakteur vom Dienst abgenommen  -  der Rücktritt des Bundespräsidenten am Montag hat das Programm völlig umgeworfen. Inzwischen haben wir Mittwoch, und die Abnahme ist noch immer nicht erfolgt.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Justiz, Leichen und Musik

Aus Zeitmangel nur ganz schnelle Stichworte: 

Am Montag (17.5.) ein Interview mit Richterin Bettina Brückner am Oberlandesgericht. Das Nordwestradio möchte sie portraitiert haben, weil sie vor wenigen Tagen zur Richterin am Bundesgerichtshof gewählt wurde. Eindrucksvolle Persönlichkeit! Und ich merke wieder mal, dass es ganze Welten gibt (hier die Justiz), von denen ich keine Ahnung habe. Abends (für einen Veranstaltungstipp im NDR) schnell noch ein Besuch bei der Generalprobe des Oldenburger Chores Bundschuh, der am Mittwoch in der Kulturetage sein neues Programm vorstellen wird: "Von der belebenden Wirkung des Geldes". Wohl wahr. Belebung ist immer was Schönes...

Dienstag: Ich bereite meinen Besuch beim Steuerberater vor, wg. Steuererklärung 2009. Das ist nicht besonders spannend, eher nervig. Ausgleich am Nachmittag: Ein ganz privater Besuch in den "Körperwelten", einer umstrittenen Ausstellung plastinierter Leichen. Anatomie dreidimensional, in allen Details. Den Besuch dort habe ich nicht bereut. Wohl aber die Fahrt von Bad Zwischenahn nach Bremen, hin und zurück. Sollte ganz vernünftig mit der Bahn vonstatten gehen. Großzügig wie die Bahn ist, hat sie uns wieder mal viel länger fahren lassen als wir wollten....

Heute, Mittwoch: Ich verarbeite jetzt das Interview mit der Richterin, dann fahre ich nach Westoverledingen und lerne (zwecks Portrait für NDR Kultur) einen jungen Schlagzeuger kennen, einen Schüler, der beim Landeswettbewerb "Jugend Musiziert" gewonnen hat und am Pfingstwochenende am Bundeswettbewerb teilnehmen wird.

Ganz schönes Spektrum, gelle?

Sonntag, 16. Mai 2010

Die Person hinter der Radiostimme

Faszinierend der Gedanke, dass hinter jeder der vielen Stimmen im Radio ein ganzer Mensch steckt, mit Ideen und Gedanken, Lebensweisen und Lebensweisheiten, Ansichten und Meinungen, von denen wir als Hörer nichts mitbekommen. Ein lebhaftes Beispiel ist Barbara Wesel, die gestern am 15. Mai als "Frühlingsgast" beim Nordwestradio weilte (im Art-Café des Horst-Janssen-Museums in Oldenburg): Sie ist ARD-Hörfunk-Korrespondentin, zur Zeit in London, davor in Brüssel, davor (gerade zur Wendezeit) in Berlin. Die Stimme ist bekannt, aber die Person? Wieder ein kurzweiliges Gespräch, Moderatorin Julia Westlake wie immer blendend vorbereitet und super-aufmerksam, und Barbara Wesel einmal nicht an das journalistische Objektivitätsgebot gebunden. "Englisches Brot ist gar nicht zum Essen da, damit kann man Matratzen reparieren" - "Prinz Charles tut mir leid: Werden Sie mal 65 mit der Aussicht, eigentlich sollte ich König sein, aber Muttern sitzt auf dem Thron und sitzt und sitzt"  -  "ICH hätte den Osborne nicht zum Finanzminister gemacht"  -  und so weiter und so heiter. 

Einen Tag später habe ich meine liebe Not, die Fülle an brauchbarem Material zum Nachbericht für Montagmorgen zu verarbeiten, denn das ist mein Auftrag. Eine prallvolle Stunde Gespräch auf einen aussagekräftigen Beitrag von dreieinhalb Minuten zu kondensieren, das ist mein Auftrag, mein Schicksal, meine Profession, und jawohl, auch meine Stärke. Ich war mal Lehrer, und ich sehe die Berufe des Lehrers und des Journalisten durchaus auf derselben Linie: Informationen sammeln, sortieren, geradezu didaktisch aufbereiten, und schließlich in allgemeinverständlicher Form von mir zu geben. 

Zugegeben, manchmal ist die Kunst des Weglassens recht schmerzhaft, wenn man sich so in die Inhalte oder die Sternstunden eines Interviews verliebt hat. Aber da hilft dann manchmal die Erinnerung an besonders rabiate Redakteure oder Tontechniker, die mit einem beherzten "Was der Hörer nicht weiß, macht ihn nicht heiß" ganze Originalton- oder Eigentext-Minuten entsorgen. Das bringt den Autor schnell wieder auf den gebotenen Abstand zu seinem Thema und seinem Manuskript.

Freitag, 14. Mai 2010

Kein Medienpreis für Gerhard

Die Veranstaltung im Haus der Bremer Sparkasse war schon beeindruckend. Es ging um den Medienpreis des Deutschen Roten Kreuzes. Unter knapp 180 Einsendungen hatte eine hochkarätige Jury je einen Beitrag für Print, Hörfunk und Fernsehen ausgeguckt. Die drei Preisträger teilten sich ein Preisgeld von 10.000 Euro, wohlgemerkt nicht aus DRK-Spendengeldern, sondern von der Sparkasse gesponsort.

Erste Überraschung für mich: Es war außer mir kaum ein nicht-gewinnender Bewerber da (die Namen der Gewinner standen ja vorher fest).

Zweite Überraschung: Dreimal gabs eine Laudatio, die tierisch neugierig auf den jeweiligen Beitrag machte, aber eben diese drei Beiträge kriegten wir nicht zu lesen, zu hören oder zu sehen.

Dritte, na ja, eigentlich keine Überraschung: Alle drei preisgekrönten Beiträge waren lange Reportagen oder Features. Dreiminutenstücke kamen nicht vor.

Also: Ich habe etwas über Zeremonien und schöne, unnütze Worte gelernt, habe unzählige Dankesworte an die unentbehrlichen Sponsoren gehört, und weiß nun, dass ich mich beim nächsten Mal mit einem monatelang recherchierten Beitrag bewerben muss, um überhaupt in die engere Wahl zu kommen. Leider müsste ich mich dafür ebenso lange aus dem Tagesgeschäft verabschieden.

Treu und tapfer - vom Datenschutz bis zum Kaspertheater


Wieder so eine wunderbar vielfältige Woche, die 18. Kalenderwoche, Anfang Mai. Sechs diametral verschiedene Themen an sieben Tagen abgehandelt. 

1) Montag. Sind die Überwachungskameras am Delmenhorster Amtsgericht rechtmäßig oder illegal? Umstritten. 

2) Dienstag. Wilhelmshavener Ingenieur-Studenten lassen ihre kleinen Robotermaschinen aufeinander los. Niedlich und spannend. 

3) Mittwoch/Donnerstag. Grüne im Bundestag scheitern mit ihrem Vorstoß, gebührenpflichtige Warteschleifen-Zeiten bei Hotlines zu verbieten. Ärgerlich. 

4) Donnerstag. Genau 30 Jahre nach einer Bremer Straßenschlacht findet in Hoya ein öffentliches Rekrutengelöbnis statt. Ich harre völlig durchnässt bei 8 oder 10 Grad Celsius auf einem zugigen Sportplatz aus, lasse das ganze militärische Kaspertheater auf mich einwirken und mache hinterher in aller Eile einen anhörbaren Beitrag daraus.  "Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen, und das Recht und die Freiheit tapfer zu verteidigen." Die Formel geht ja eigentlich noch. Aber nachdem alle auf dem Platz sie gehört haben, muss der Unteroffizier dem Oberoffizier (oder wie der heißt), noch im Brüllton kasernenhoftauglich zuschreien: "Gelöbnis vollzogen" oder so ähnlich. Überhaupt: Gleichschritt, rechts um, die Augen links, präsentiert - das Gewehr, und all das... Ich bin immer noch froh und glücklich und von der Richtigkeit überzeugt, verweigert zu haben. 

5) Sonnabend. Der Schauspieler Uwe Steimle ist Frühlingsgast beim Nordwestradio. Moderatorin ist Julia Westlake. Wunderbar lockeres Gespräch. Wir erfahren viel über den Menschen Uwe Steimle und hören zum Glück sehr wenig von seinen manchmal anstrengenden politischen Ansichten. Gut gemacht, Julia. Nun muss ich noch den Nachbericht machen, für den Montagmorgen.

6) Sonntag. Im Rahmen der ostfriesischen Veranstaltungsreihe "Abenteuer Wirklichkeit" hat jetzt auch das Ostfriesische Landesmuseum im alten Emder Rathaus einen Programmpunkt: "Schein oder Wirklichkeit" zeigt 80 Gemälde der realistischen Malerei aus Deutschland und den Niederlanden aus dem 16. Jahrhundert, sprich: der Rembrandt-Ära. Ich muss zu Haus daraus noch einen Beitrag für den Montagmorgen schustern, aber Heike und ich lassen es uns nicht nehmen, außerdem noch die Realismus-Ausstellung in der Emder Kunsthalle zu besuchen. Das war längst fällig! Und es hat sich gelohnt.

Das war eine sehr volle Woche, aber das Gefühl ist schon toll, sechs so verschiedene Geschichten gestemmt zu haben.

Georg von der Was?

Georg von der Vring heißt er. Gesprochen "Fring". Ein Schriftsteller und Dichter, der in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg einen Antikriegsroman schrieb, noch zwei oder drei Jahre vor Remarques "Im Westen nichts Neues". Gelebt hat er bis in die späten 60er Jahre. 

Zwei sachkundige Männer, Dirk Dasenbrock und Falko Weerts, haben einen Abend lang Vorträge über ihn und sein Prosa- und Poesie-Werk gehalten, in der Landesbibliothek Oldenburg. Meine Rolle war dabei, den Roman-Auszügen und Gedichten die Stimme zu verleihen. Sowas liebe ich ja. Ich habe an dem Abend schöne Rückmeldungen von allen Seiten bekommen. Wieder einmal eine Verstärkung für meinen seit Jahren immer wieder auftauchenden Impuls, Hörbücher aufzunehmen.