19. Januar, Dienstag: Gut, dass die Orgelbau-Geschichte schon fertig und abgeliefert ist. Wieder kommt etwas völlig anderes auf mich zu, der Besuch in einem historischen Kaufhaus in Abbehausen, das ist bei Nordenham in der Wesermarsch. "Kaufhaus" ist einfach ein Krämerladen. Der ehemalige Inhaber hat das Geschäft in dritter Generation geführt, und er hat nie etwas modernisiert, nie etwas weggeworfen. Nun betreibt seine Tochter mit ihrer Schwägerin das "Kaufhaus" als eine Art Museumsladen, wenige Stunden pro Woche. Das Betreten der Räume ist eine Zeitreise. Hier einige Zeilen aus meinem Radiobeitrag:
"Beim Öffnen der Tür erklingt hinten im Kontor die Ladenglocke. Das Betreten des Verkaufsraums wird zur Zeitreise. Deckenhohe Schubladenschränke erinnern an eine altehrwürdige Apotheke, eine Waage wie in den fünfziger Jahren und eine noch viel ältere Registrierkasse schmücken den Tresen. Lebensmittel werden hier zwar nicht mehr verkauft, weil der Laden nur noch freitags und sonnabends öffnet. Aber in den Regalen und Schubladen warten wie früher Haushaltswaren, Kerzen, Eisenwaren, Körbe, Besen und Bürsten auf Kundschaft. Keine Sorge, das sind keine Ladenhüter, sagt Ladenbetreiberin Susanne Schiller. ... Susannes Schwägerin Tanja Schiller ist die Tochter des letzten Inhabers, der vor einem Jahr starb. Sie ist mit diesem Laden aufgewachsen, der zuletzt für ihren Vater nur noch ein Zusatzgeschäft, eine Liebhaberei war. Aber dieses Geschäft muss erhalten werden, muss am Leben bleiben, findet sie. Der jetzt wieder möglich gewordene nostalgische Einkaufsgenuss in dem antiken Ambiente ist längst nicht alles, was dieses Haus zu bieten hat. In Anbauten, Keller- und Bodenräumen stapelt sich, museal geordnet, eine unvorstellbare Vielfalt von Waren aller Art aus eineinhalb Jahrhunderten, von der 12er-Packung Juno-Zigaretten über Bügeleisen, Zollstöcke und Skatkarten bis zu Kinderspielzeug, Kerzenhaltern und Wäscheschleudern. Eine wahre Fundgrube, sogar schon mehrfach für die Requisiteure von Spielfilmen, bis hin nach Hollywood. Neben dem alten Warenbestand, den vier Inhaber nacheinander nicht entsorgt haben, sind außerdem die typischen alten Reklameschilder zu finden, auch sonstiges Werbematerial, ausgemusterte Tresen und Regale, und nicht zuletzt die gesamte Geschäftskorrespondenz und Buchführung seit Gründung des Ladens, die vom Förderverein mit wissenschaftlicher Akribie aufgearbeitet wird. Das Herumschnuppern in diesen Museumsbeständen ist wohlgemerkt nicht Teil des Einkaufsvergnügens in dem nun wieder zugänglichen Laden - aber schon der Einkauf ist ein Erlebnis und macht Lust auf die Museumsführung. Wann haben Sie zuletzt einzelne Knöpfe oder Schrauben gekauft? Bei Susanne Schiller im Historischen Kaufhaus Abbehausen kein Problem."
Wirklich: Das MUSS man gesehen haben!
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